Ein Weltacker
in Nürnberg
"Dass Menschen in hohem Maße auf Rohstoffe aus der Natur angewiesen sind, wusste wohl schon der Neandertaler. Aber im 18. und 19. Jahrhundert erkannte man, dass diese Ressourcen nicht nur ein Geschenk der Natur waren, sondern dass sie systematisch und effizient als Ware produzier- und handelbar waren. Das war der Anfang der Naturökonomie. Man versuchte, den wirtschaftlichen Wert von natürlichen Ressourcen zu katalogisieren. Man erstellte ein Inventar der Natur. Es ging um Wald, Acker und Weiden, aber auch um Kohle, Salz und Erz." (2023)
"Schockwellen", Claudia Kemfert
Der Weltacker teilt die weltweit verfügbare Ackerfläche durch die Zahl der Menschen auf der Erde. So stehen jeder/m einzelnen von uns theoretisch 2000 m² zur Verfügung. Darauf muss wachsen, was uns ernährt und versorgt: Getreide, Gemüse und Obst, Futterpflanzen für Tiere, Zuckerrüben für den Zucker im Kaffee, Baumwolle für T-Shirts, Sonnenblumen für Speiseöl oder Raps für Biodiesel. Die zukünftige Fruchtbarkeit und die biologische Vielfalt der Böden dieser Erde hängen davon ab, wie wir mit ihnen umgehen – wie wir den Boden bearbeiten, die Pflanzen behandeln und die Ernte verarbeiten.
Das Projekt Weltacker führt die globalen Herausforderungen auf ein menschliches Maß zurück und macht sie damit praktisch begreifbar. Zu den „eigenen“ 2000 m² kann man eine Beziehung aufbauen, Natur erfahren, Ernährung und Konsum hinterfragen, über landwirtschaftliche Produktionsmethoden lernen, Zusammenhänge begreifen….und: Verantwortung übernehmen.
Wie in Berlin werden auch in Nürnberg die Ackerkulturen dieser Erde im gleichen Verhältnis angebaut werden, wie sie auf den Feldern weltweit wachsen – die ganze Welt auf einem Acker.
Der Pankower Weltacker beim Erntedankfest 2018 (mit freundlicher Genehmigung der Zukunftsstiftung Landwirtschaft; Foto: Volker Gehrmann)
Illustration mit freundlicher Genehmigung der Zukunftsstiftung Landwirtschaft (Grafik: annikahuskamp.com)
Unsere Stiftung
hat einen Weltacker für die Nürnberger*innen und alle interessierten Besucher*innen aus Stadt und Land initiiert, aufgebaut und eingerichtet. Die Stiftung übernimmt neben den Kosten für die Entsiegelung, Bodenvorbereitung, Errichtung eines Schulungs- und eines Lagergebäudes und die Umgebungsgestaltung auch die Unterhaltungskosten sowie die Personalausgaben.
Angesichts von Klimawandel und Überbevölkerung wollen wir in Anknüpfung an Nürnbergs jahrhundertealte Gartenkultur mit diesem Projekt zeigen und Mut machen, wie alle Menschen auf diesem Planeten gut überleben können – sofern jede/r einzelne von uns nachhaltig mit der Natur und ihren Ressourcen umgehen.
Mit unserem Weltacker bieten wir Nürnberg ein Alleinstellungsmerkmal in Franken und machen die Stadt zu einem Leuchtturm bei der Verfolgung der Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals - SDGs):
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Der Weltacker bietet eine praktische, "greifbare" Plattform zur Auseinandersetzung mit Klima, Umwelt, Gesundheit, Armut, Hunger, gerechter Verteilung und nachhaltigem Konsum/Produktion.
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Der Weltacker stellt eine grüne Oase in einer attraktiven Großstadt dar und trägt so zu Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Einwohner*innen bei.
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Der Weltacker ist Kultur- und Begegnungsstätte, der Generationen, unterschiedlichste soziale Schichten und Menschen jedweder Herkunft vereint.
Am Lernort Weltacker wird vermittelt, wie die gesamte Menschheit gesund und gerecht versorgt werden kann – in Einklang mit Umwelt und Natur - zum Wohle aller!
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Was und wieviel wächst auf 2000m2 - und zu welchem Preis?
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Monokulturen und maximaler Ertrag erfordern meist auch einen hohen Anteil an Düngemitteln, Pestiziden und Energie - welche Alternativen gibt es dazu?
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Warum muss die EU noch Fläche "importieren", wo doch unsere Äcker hinsichtlich Klima, Wasser und Fruchtbarkeit begünstigt sind – und wer hat dann weniger als 2000m2 zur Verfügung?
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In der EU wird pro Jahr knapp eine Tonne Lebensmittel verbraucht – das entspricht 3500 Kilokalorien am Tag, die aber keine/r isst...
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....denn: vom Acker bis zum Teller wird die Hälfte aller Lebensmittel entweder nicht geerntet oder weggeworfen - muss das sein?
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Ca. 40% aller Treibhausgasemissionen sind verbunden mit der Art und Weise, wie wir essen, unsere Lebensmittel transportieren, wegwerfen und herstellen - was können wir tun?
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Mit dem Äquivalent von 2000m2 kann Kraftfutter für zwei Schweine produziert werden oder Bio-Sprit für eine Hin- und Rückfahrt Berlin – Neapel mit einem gängigen PKW - aber was essen wir?
Barbara Schmitz, Vorständin Innovation und Zukunft Stiftung: „Für unsere Stiftung stellt der Weltacker weit mehr dar als das - an sich schon essentielle - Anliegen der gesunden Ernährung der Weltbevölkerung. Er steht stellvertretend für ein global gerechtes Miteinander und die große Hoffnung, eines Tages ohne kriegerische Auseinandersetzung um knappe Ressourcen auf dieser Erde leben zu können. “
VIDEO: "Die Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels" - ein Angebot des Online-Weltackers Berlin
VIDEO: "Essen und Ackern in der Klimakrise" - ein Angebot des Online-Weltackers Berlin
(© Elna Tietböhl, Projektleiterin Weltacker Nürnberg)
(© Elna Tietböhl, Projektleiterin Weltacker Nürnberg)
Kooperationspartner
Weltacker e.V.
Die Koordinationsstelle der Weltacker-Bewegung, die aus zahlreichen lokalen, voneinander unabhängigen Bildungsprojekten besteht, vernetzt diese Projekte und fördert ihr Zusammenwachsen zu einer internationalen Bewegung.
Der erste Weltacker wurde 2013 vom Berliner Büro der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in der GLS Treuhand e.V. ins Leben gerufen. Ziel war und ist es, die essentiellen Botschaften des Weltagrarberichts für alle begreifbar zu machen und in die Welt zu tragen.
Nach 10 Jahren erfolgreicher Bildungsarbeit hat sich der Berliner Weltacker 2024 aus der Zukunftsstiftung Landwirtschaft als eigenständiger Verein ausgegründet, um die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Weltacker-Projekten zu fördern.
Jasper Jordan, Koordinator und Projektleiter von Weltacker e.V.:
"Fast 30 Weltäcker in 10 Ländern leisten Bildungsarbeit für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Und es sollen noch viele dazukommen. Deshalb bieten wir euch Unterstützung an, wenn ihr in eurer Nachbarschaft einen Weltacker aufbauen und gemeinsam mit uns die Bildung für eine nachhaltige Landwirtschaft und ein zukunftsfähiges globales Ernährungssystem vorantreiben wollt."
Angebot der Weltacker-Koordinationsstelle:
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Leitfaden zum Aufbau eines Weltackers
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Erstberatungsgespräch
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Ansprechperson für alle Fragen und zur Vermittlung zu einzelnen Projekten
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Besuch vor Ort, wenn euer Projekt Gestalt annimmt
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Anbaupläne und Hintergrundwissen zum Weltacker
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Druckvorlagen für Schilder und Bildungsmaterial
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Eine Vielzahl von Bildungsmodulen – gerne vermitteln wir auch Weltacker-Schulungen für eure Bildungsreferent*innen
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Konzept des Flächenbuffets
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Informationsmaterialien, Illustrationen und Bildmaterial
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Austausch mit Weltäckern rund um den Globus
Kooperationspartner
Technische Hochschule Nürnberg
Der Weltacker wurde durch verschiedene Forschungsprojekte wissenschaftlich begleitet:
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Ökologisierung der Ernährungssysteme und gesunde Ernährung im urbanen Umfeld (Prof. Dr. Jan Niessen)
Prof. Ingrid Burgstaller, Lehrgebiet Städtebau und Stadtplanung, Fakultät Architektur:
„Die spezifische Nürnberger Gartenkultur hat nicht nur bei den Hesperidengärten eine starke bürgerschaftliche Komponente - im Fokus steht die Suche nach den städtebaulichen Potentialen einer zeitgemäßen Transformation der Gartenidee.“
Prof. Dr. Jan Niessen, Studiengangsleiter, Professur Strategische Marktbearbeitung in der Biobranche & Allgemeine BWL:
„Das Konzept Weltacker verspricht vielfältige Potenziale und Mehrwerte, Menschen im urbanen Raum miteinander, mit der Natur und Lebensmittelerzeugung zu verbinden. Funktionen des Gemeinwesens und der Allmende können dort wieder entdeckt, gestärkt und kultiviert werden.“
Kooperationspartner
Staatsphilharmonie Nürnberg
Die Nürnberger Staatsphilharmoniker möchten dafür sorgen, dass auf dem Weltacker auch der Musikgenuss nicht zu kurz kommt - mit mobilen Konzerten vor Ort.
Veronika Zucker, Cellistin und Mitglied der Initiative CO2-Neutralität der Staatsphilharmonie:
"Einen Weltacker kannte ich bereits von Überlingen und so war ich natürlich Feuer und Flamme bei dem Gedanken, dass es diesen Weltacker auch hier in Nürnberg geben könnte. Wir dachten sofort daran, dass wir mit unserer neuen Ausrichtung und mit unserer Musik helfen können, diesem wichtigen Projekt eine Bühne zu geben."
Kooperationspartner
Theater Salz + Pfeffer
Das Puppen- und Figurentheater beleuchtet die Fragen des Lebens kritisch und bietet humorvolle Seelennahrung - mit mobilen Aufführungen vor Ort.
Wally & Paul Schmidt, Theaterleitung Salz + Pfeffer:
"Weltacker - was für eine tolle Idee! Natürlich, ein Weltacker in Nürnberg mitten in der Stadt, weil wir leben wollen, Erde spüren, Heu riechen und uns an Rapsblüten erfreuen wollen oder dies überhaupt erst kennenlernen werden. Im Zuge der Frage, wie kann der Welthunger beendet werden, ein MUSS für jede Stadt und jeden Bürger und jede Bürgerin. Herzlichen Dank an die Innovation und Zukunft Stiftung und allen Initiatoren*innen, die dies in Nürnberg ermöglichen."
Kooperationspartner
Stadt Nürnberg
Der Stadtplanungsausschuss beschloss im Februar 2022, die Flächen des Parkplatzes an der Von-der-Tann-Straße im Westpark für einen Weltacker zur Verfügung zu stellen.
Christian Vogel, Bürgermeister der Stadt Nürnberg:
"Die Idee eines Weltackers als Bildungsort mitten in der Stadt ist wirklich gut und im Rathaus auch sehr gut aufgenommen worden. Warum? Nachhaltigkeit fördern, indem man den Bezug zu Produktionsprozessen herstellt, ist für uns ein wichtiges Thema und auf jeden Fall unterstützenswert!"
Sämtliche News & Infos seit September 2022 unter:
(© Elna Tietböhl, Projektleiterin Weltacker Nürnberg)
(Treffen der deutschsprachigen Weltäcker in Nürnberg 2023)